Karton-Sextant von Klaus Hüning

Satellitennavigation ist allgegenwärtig, allein in unserem Haushalt finden sich aktuell sieben Geräte, die spätestens nach wenigen Minuten die genaue geographische Position ermittelt haben. Für das Fahrtensegeln hat die GPS-Technik unglaubliche Veränderungen mit sich gebracht. Wer Blauwasser-Bücher aus den 1970er Jahren liest, wie Skipper dort mit dem Sextanten aufwendig die allenfalls ungefähre Position bestimmten, wird die Nützlichkeit der elektronischen Nachfolger nicht in Frage stellen. Wer aber heutzutage auf einer modernen Yacht mit GPS-gestütztem Kartenplotter samt gekoppeltem Autopilot über das Wasser steuert, wird sich manchmal etwas langweilen. Und dabei vielleicht auf den Gedanken kommen, was eigentlich passiert, wenn der GPS-Empfänger den Geist aufgibt. Oder die Stromversorgung des Schiffs. Oder irgend ein anderes ebenso empfindliches wie notwendiges Bauteil an Bord. Dann hat man vielleicht das Foto von Bobby Schenk mit dem Sextanten in der Hand vor Augen, wie er dem Leser aufmunternd von der Titelseite seines Buches „Astronavigation“ entgegenlächelt.

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Die kleine große Freiheit

In der noch nicht ganz so langen Geschichte des modernen Yachtsegelsports gelten die 1960er Jahre als die „heroische“ Zeit. An die legendäre Halfpence-Wette zwischen Francis Chichester und Herbert „Blondie“ Hasler darüber, wer schneller alleine segelnd den Atlantik überqueren könne, schlossen sich mehrere anspruchsvolle Einhand-Regatten an, die 1968 im Wettbewerb einer Nonstop-Weltumsegelung gipfelten – mit dem Sieger Robin Knox-Johnston, dem segelverrückten Aussteiger Bernard Moitessier und dem tragischen Verlierer Donald Crowhurst. Die westdeutsche Segelszene blieb von all dem nicht unberührt: So brach Wilfried Erdmann 1967 auf, um als erster Deutscher einhand die Welt zu umrunden. Anders in der DDR, dort konnten Yachtsegler zur gleichen Zeit von derartigen Touren allenfalls träumen, selbst ein nahe gelegenes Ziel wie die dänische Insel Bornholm blieb für die Allermeisten unerreichbar.

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Im Ionischen Meer

Der Anker fällt ins Wasser und ihm folgen lautstark gut dreißig Meter Kette. Langsam zieht der Diesel unser Boot zurück, Zug kommt auf die Metallglieder. Das zuvor senkrecht nach unten entschwindende Eisen ragt in einem zunehmend flacheren Winkel in die Tiefe, dann stoppt es das Boot. Für einen Moment die Hand auf die Kette gelegt, kein verdächtiges Ruckeln, der Anker sitzt. Maschine aus. So habe ich es inzwischen häufiger erlebt, doch etwas ist neu: Wir wollen in der Bucht übernachten.

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Mit ganz kurzem Mast

Hausboote habe ich in den vergangenen Jahren in allen möglichen Größen und Formen gesehen. Macht so etwas wirklich Spaß? Sowohl als Paddler wie auch als Segler hatte ich da bislang meine Zweifel – an Bord scheint es unterwegs doch eher sehr gemächlich zuzugehen. Trotzdem haben wir 2019 für den Sommerurlaub ein solches Hausboot gemietet, für alle Beteiligten (2 Erwachsene & 2 Kinder) eine neuartige Erfahrung.

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Der andere Protzen

Stößt man in einer Segelzeitschrift auf den Namen Protzen, geht es meist um den bekannten Berliner Segler Otto Protzen, vor dem Ersten Weltkrieg umjubelter Star der deutschen Regattaszene, erfolgreicher Buchautor und freundschaftlich mit der kaiserlichen Familie verbunden. Um so überraschender für mich, als in einem Artikel zur Geschichte des Wismarer Hafens ein anderer Segler dieses Namens Erwähnung findet, Walter Protzen. Etwa zur gleichen Zeit auf dem Wasser aktiv, war Walter im Gegensatz zu Otto nicht an Regatten, sondern am Fahrtensegeln in Ost- und Nordsee interessiert. Cousins oder gar Brüder? In seinem umfangreichen literarischen Werk erwähnte Otto Walter jedenfalls nicht.

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