Funktionseliten in Mecklenburg-Vorpommern von 1945 bis 1952
Erich Wächter
(geb. 1908, gest. 1971)
CDU-Politiker. Herkunft aus Essener Arbeiterfamilie, Oberrealschule, 1924/1925 Höhere Handelsschule, 1925 - 1927 Volontariat als Feld- und Industriebahner in Essen, 1927 - 1944 Industrie- und Handelskaufmann bei der Deutschen Lufthansa, 1944/1945 Kriegsdienst, Gefangenschaft. 1945 - 1950 Verwaltungsangestellter, 1946 Kreisrat für Wirtschaft und stellvertr. Landrat im Kreis Hagenow, 1950 Landrat im Kreis Usedom, Februar - November 1950 als Nachfolger von S. Witte Landesminister für Wirtschaft (abgelöst von H. Lechtenberg), November 1950 - 1953 Staatssekretär im Verkehrsministerium der DDR, 1950 - 1958 Mitglied der Volkskammer, 1950 - 1958 Mitglied des CDU-Hauptvorstands und seines Präsidiums, Vorsitzender der Revisionskommission, 1953 - 1955 Präsident der IHK, Mai 1955 - 1968 stellvertr. Minister für Außenhandel und innerdeutschen Handel, 1968 - 1971 Handelsrat in Bulgarien. 1945 CDU.
Quellen: BHB (1995/96)
-- Walther
(geb. n/v, gest. n/v)
Abteilungsleiter Verwaltung. Professor, 1945/1946 Abteilungsleiter Gesundheitswesen beim Ersten Vizepräsidenten, von der SMAD verhaftet, seitdem verschollen. Nach 1945 SPD, SED.
Quellen: FG LHAS; SBZ (1993)
Herbert Warnke
(geb. 1902, gest. 1975)
SED-Politiker, FDGB-Vorsitzender. Herkunft aus Hamburger Maurerfamilie, Volksschule, 1916 - 1920 Bote, 1920 bis 1924 Ausbildung zum Nieter, Tätigkeit im KPD-Apparat, 1924 - 1928 Mitglied des Deutschen Metallarbeiterverbands (ausgeschlossen), 1927 Mitglied der KPD-Bezirksleitung Wasserkante, Referent an der Marxistischen Arbeiterschule, 1929/1930 Betriebsratsvorsitzender bei Blohm und Voss in Hamburg, hauptberuflicher KPD-Funktionär, Sekretär des Bezirkskomitees der Revolutionären Gewerkschaftsopposition in Bremen, Sekretär für Gewerkschaftsfragen bei der KPD-Bezirksleitung Weser-Ems, 1932/1933 Mitglied des Reichstags, 1933 - 1935 Sekretär der Roten Gewerkschaftsinternationale in Saarbrücken und Paris, Aufenthalt in Moskau, 1936 - 1938 Mitglied der KPD-Abschnittsleitung Nord in Kopenhagen, 1938 Ausbürgerung, anschließend in Schweden Leiter der Parteiemigration, 1939 - 1943 Haft und Internierung in Lüngmora (Schweden), dort Mitglied der illegalen Parteileitung, 1943 Mitglied der Landesgruppe der Deutschen Gewerkschaften, Landesvorstand des Freien Deutschen Kulturbunds, Arbeit unter Militärflüchtlingen. Dezember 1945 Rückkehr nach Deutschland, seit Februar 1946 Vorsitzender des FDGB-Landesvorstands MV, Mitglied des FDGB-Bundesvorstands, 1946/1947 Leiter der Hauptabteilung 7 (Betriebsräte) beim FDGB, 1948/1949 Mitglied des Deutschen Volksrats, Oktober 1948 bis 1975 Erster Vorsitzender des FDGB-Bundesvorstands, 1949 - 1975 Mitglied des SED-Parteivorstands bzw. des ZK, 1949 - 1953 Mitglied des Exekutivkomitees des Weltgewerkschaftsbunds (WGB), 1949 - 1975 Mitglied der Volkskammer, 1950 Mitglied des Nationalrats der Nationalen Front, 1950 - 1953 Mitglied des Sekretariats, Juli 1953 Kandidat und 1958 Mitglied des Politbüros des ZK der SED, 1953 - 1969 Vizepräsident des WGB, 1955 Vaterländischer Verdienstorden in Gold, 1962 Karl-Marx-Orden, 1967 Lenin-Friedenspreis, seit 1969 Mitglied des Büros des Generalrats des WGB, Stern der Völkerfreundschaft, 1971 - 1975 Mitglied des Staatsrats, 1972 Lenin-Orden. 1923 KPD, 1946 SED.
Quellen: WwW (1995); Herbert Warnke: Arbeiterklasse und Gewerkschaften. Aus Reden und Schriften 1945 - 1952. Berlin 1953
Johannes "Hans" Warnke
(geb. 1896, gest. 1984)
Minister. Herkunft aus Hamburger Dachdeckerfamilie, Volksschule, 1911 - 1914 Dachdeckerausbildung, 1912 Arbeiterjugendbewegung, Kriegsdienst, 1919 Übersiedlung nach Güstrow, 1920 - 1931 Stadtverordneter in Güstrow, 1923 nach der Niederschlagung des Kapp-Putsches von der KPD-Bezirksleitung mit dem Aufbau eines illegalen militärischen Apparats beauftragt, 1924 - 1926 Zuchthaus wegen angeblicher Vorbereitung zum Hochverrat, 1924 - 1933 Mitglied des Landtags Mecklenburg-Schwerin, seit 1926 Politischer Leiter der KPD-Bezirksleitung Mecklenburg und Vorsitzender der KPD-Landtagsfraktion, 1933 - 1935 Haftstrafe im Zuchthaus Dreibergen-Bützow, danach unter Polizeiaufsicht, 1939 - 1945 KZ Sachsenhausen. 1945 Oberbürgermeister von Güstrow, 1945 - April 1946 Mitglied der KPD-Landesleitung Mecklenburg-Vorpommern, Juli 1945 - Dezember 1946 Erster Vizepräsident und Leiter der Abteilung Innere Verwaltung der Landesverwaltung, Dezember 1946 - Oktober 1949 Landesinnenminister, 1946 - 1949 Mitglied des SED-Landesvorstands und seines Sekretariats, 1946 - 1950 Mitglied des Landtags, 1946 - 1984 Mitglied des Parteivorstands bzw. des ZK der SED, 1948/1949 Mitglied des Deutschen Volksrats, 1949 - 1963 Abgeordneter der Volkskammer, Oktober 1949 - 1952 Staatssekretär im Innenministerium der DDR, seit 1952 Mitglied der SED-Bezirksleitung Rostock, 1952 - 1959 Vorsitzender des Rats des Bezirks Rostock, 1959 - 1966 Direktor des Hafenamts Rostock, 1959 Vaterländischer Verdienstorden in Gold, 1961 Karl-Marx-Orden. 1914 SPD, 1918 USPD, 1920 KPD.
Quellen: van Melis (1999); FG LHAS
Hans Warsczycek
(geb. 1897, gest. 1953)
Abteilungsleiter Verwaltung. Buchdrucker, 1912 - 1916 SAJ, 1916 - 1918 Kriegsdienst, 1918 - 1926 Tätigkeit in der Sozialistischen Jugendbewegung und der SPD, SAJ-Vorsitzender in Güstrow, 1926 Teilnahme an der Reise der zweiten deutschen Arbeiterdelegation in die UdSSR, seit 1927 KPD-Funktionär in Güstrow, 1933 Mitglied der KPD-Unterbezirksleitung Rostock und KPD-Stadtverordneter in Güstrow, 1934 im Rahmen eines "Hochverratsprozesses" verurteilt und inhaftiert. April/Mai 1945 aktive Beteiligung an der kampflosen Übergabe Güstrows an die Rote Armee, Erster Stadtrat für Volksbildung und Kultur in Güstrow, 1945 - 1948 Oberbürgermeister von Güstrow, mindestens 1948 - März 1949 Leiter der Landeskontrollkommission beim Ministerpräsidenten, Parteiausschluß, September 1951 verhaftet. SPD, 1926 KPD, seit 1945 KPD, SED.
Quellen: Mario Niemann; SBZ (1993); FG LHAS
Über das MV-Data-Projekt
Mein erstes und damit ältestes Web-Projekt: 1997/98 konzipiert, war das Ziel dieser 1999 entstandenen Online-Datenbank, biographische Informationen über die Funktionseliten in Politik und Gesellschaft Mecklenburg – Vorpommerns von 1945 bis 1952 systematisch zu erfassen und (geschichts-)interessierten Personen kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Die Daten haben seitdem mehrfach die technische Basis gewechselt. Auf Servern der Universität Münster lief die Website in HTML & Perl, als Datenbasis diente zunächst eine sogenannte flatfile database, 2001 wurde der Internet-Auftritt dann in die damals durchaus interessante Programmiersprache ColdFusion samt einer Mysql-Datenbank portiert. Mein persönliches & berufliches Interesse verschob sich danach zusehends in Richtung PHP und des CMS Typo3, 2007 folgte dann auch MV-Data in diese Umgebung. Dort verblieb es mehrere Typo3-Upgrades lang bis 2021. Da mir der Betrieb einer einzelnen CMS-Installation für die überschaubare MV-Data-Website schon länger etwas übertrieben vorkam, nutzte ich das nächste anstehende Typo3-Upgrade, um MV-Data in die WordPress-Umgebung meiner privaten Website zu überführen. Dafür waren lediglich ein passendes WordPress-Plugin zu programmieren und der Datenbestand per Export von einer Datenbank in die andere zu übertragen. Mit einer Lebenszeit von mehr als zwei Dekaden spiegelt MV-Data inzwischen selber ein Stück Internet-Geschichte wieder!
Doch zurück zum Thema: Die vorhandenen Einträge sind von teilweise sehr unterschiedlicher Herkunft, die Spannbreite reicht von einzelnen Zufallsfunden bis bis hin zu Ergebnissen größerer Forschungsprojekte, wie etwa Dissertationen, Monographien etc.
Als Online-Lexikon stellt das MV-Data-Projekt kein fertiges Produkt dar, sondern ist im Entstehen begriffen. Wenn Sie Ideen für weitere Einträge haben oder bestehende ergänzen oder korrigieren möchten, freuen ich mich sehr über Ihre E-Mail oder einen Brief.
Verwendete Quellen
Grundsätzlich werden die verwendeten Quellen am Ende jedes Eintrags genannt. Soweit die biographischen Angaben aus den unten aufgeführten Monographien entstammen, wird im Quellennachweis jedoch nur der Kurztitel zitiert. Bei Biographien, die noch nicht oder nur teilweise publiziert wurden, ist der jeweilige Quellenlieferant genannt.
Bartusel (1995) Rolf Bartusel: Die Politisierung der Justiz in Mecklenburg – Vorpommern 1945 – 1952. (Magisterarbeit) Münster 1995
BHB (1995/96) Biographisches Handbuch der SBZ/DDR 1945 – 1990. Hg. von Gabriele Baumgartner und Dieter Hebig. 2 Bde. München 1995/96
Buch (1982) Günther Buch: Namen und Daten wichtiger Personen der DDR. Berlin, Bonn 1982
Buchstab (o. J.) Günter Buchstab (Hg.): Verfolgt und entrechtet. Die Ausschaltung Christlicher Demokraten unter sowjetischer Besatzung und SED-Herrschaft 1945 – 1961. Eine biographische Dokumentation. o. O., o. J.
FG LHAS Datenmaterial der Forschungsgruppe „MdI-Geschichte“ des Landeshauptarchivs Schwerin (Ende 60er/Anfang 70er Jahre)
Foitzik (1999) Jan Foitzik: Sowjetische Militäradministration (SMAD) 1945 – 1949. Struktur und Funktion. Berlin 1999
Geschichte (1986) Geschichte der Landesparteiorganisation der SED Mecklenburg 1945 – 1952. Hg. von den Bezirksleitungen der SED Neubrandenburg, Rostock, Schwerin. Rostock 1986
Geschichte (1970) Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Berlin (Ost) 1970
Grewolls (1995) Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg-Vorpommern? Ein Personenlexikon. Bremen 1995
van Melis (1999) Damian van Melis: Entnazifizierung in Mecklenburg-Vorpommern. Herrschaft und Verwaltung 1945 – 1948. München 1999
Rottleuthner (1994) Hubert Rottleuthner (Hg.): Steuerung der Justiz in der DDR. Einflußnahme der Politik auf Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte. Köln 1994
SBZ (1993) SBZ-Handbuch, Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945-1949. Hg. von Martin Broszat und Hermann Weber. München 1993
SBZ (1961) SBZ-Biographie. Ein biographisches Nachschlagebuch über die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands. Bonn, Berlin (West) 1961
Sozialismus (1999) Sozialismus auf dem platten Land. Tradition und Transformation in Mecklenburg-Vorpommern von 1945 bis 1952. Hg. von D. van Melis. Schwerin 1999
Vereint (1966) Vereint sind wir alles. Erinnerungen an die Gründung der SED. Berlin (Ost) 1966
WwW (1995) Wer war wer in der DDR. Ein biographisches Handbuch. Hg. von Bernd-Rainer Barth u. a. Frankfurt/Main 1995
Mitarbeit
Die folgenden Personen haben mit Ihren Beiträgen, Einzelinformationen und/oder Korrekturen freundlicherweise zum Ausbau des MV-Data-Projekts beigetragen.
Dr. Rolf Bartusel: Trisinus GmbH, Münster
Dr. Klaus Baudis: Leiter der ehemaligen Forschungsgruppe „Geschichte des Ministeriums des Innern“ des Mecklenburgischen Landeshauptarchivs, Schwerin
Prof. Dr. Richard Bessel: University of York, York (UK)
Henrik Bispinck: Humboldt-Universität, Berlin
Dr. Jan Foitzik: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Grete Grewolls: Bibliotheksrätin, Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin
Dr. Martin Handschuck: Universität Rostock
Andreas Herbst: Diplom-Historiker, Forschungsbereich Widerstandsgeschichte an der
FU Berlin (Gedenkstätte Deutscher Widerstand)
Dr. Erika M. Hoerning: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
Dr. Dierk Hoffmann: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landeshauptarchivs Schwerin, Schwerin
Prof. Dr. Joachim Mai: Greifswald
Dr. Helge Matthiesen: Waldeckische Landeszeitung, Korbach
Dr. Damian van Melis: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Jens Murken: Justus-Liebig-Universität, Giessen
Dr. Mario Niemann: Universität Rostock, Rostock
Oleg Peters: Diplomhistoriker, Berlin
Mathias Rautenberg MA: Geschichtswerkstatt Rostock e.V., Rostock
Dr. Elke Scherstjanoi: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Martin Schramm: Universität Bayreuth
Dr. Michael Schwartz: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Andreas Wagner: Politische Memoriale e.V., Schwerin
Angrit Weber MA: Geschichtswerkstatt Rostock e.V., Rostock
Meik Woyke: Universität Hamburg, Hamburg
Gefördertes Projekt
Das Projekt wurde 1998 bis 2000 von der Fritz-Thyssen-Stiftung finanziell gefördert.