„Seesegeln in der DDR“ wird ein Buch!

Wer in diesem Blog mitliest, dem oder der wird wahrscheinlich aufgefallen sein, dass ich mich seit einiger Zeit mit einem Thema etwas intensiver beschäftige. Das liegt zum Einen sicherlich an meiner fachlichen Ausbildung, die ich 2000 als Historiker mit dem Schwerpunkt DDR abgeschlossen habe. Und zum Anderen, dass ich mich seit inzwischen mehr als zehn Jahren dem Fahrtensegeln widme. Nimmt man beides zusammen, erscheint mein Interesse am Seesegeln in der damaligen DDR eventuell nachvollziehbar. Und jetzt entsteht auf diese Weise ein Buch!

Zunächst war es reine Neugierde. Als gelernter Westdeutscher mit Erfahrungen an der Grenzübergangsstelle Marienborn mochte ich zunächst nicht glauben, was mir Segler aus der ehemaligen DDR bezüglich des Segelns auf der Ostsee erzählten. Also habe ich das gemacht, was Historiker in dieser Situation üblicherweise tun: Lesen. In den verfügbaren Texten bin ich auf Namen gestoßen und irgendwann fing ich an nachzurechnen: Nicht wenige der mich interessierenden Personen müssten noch leben, also recherchierte ich in diese Richtung weiter. Und siehe da, es antworteten erste Zeitzeugen auf meine Anfragen.

GFP-Yacht Raja von 1967

Durch die Bank verlief die Kontaktaufnahme positiv und nicht selten nannten mir meine Ansprechpartner weitere Personen. Auf diese Weise ist inzwischen ein beträchtliches Volumen an Zeitzeugenberichten entstanden, welches weiter anwächst. Für mich als Historiker war es eine neue Erfahrung, bei ungeklärten Punkten seinerzeit beteiligte Personen anzurufen oder ihnen eine E-Mail schreiben zu können. Dabei schwand auch zusehends meine an der Universität antrainierte wissenschaftliche Scheu vor Zeitzeugenberichten. Im Frühjahr 2020 lagen mir schließlich so viele Informationen vor, dass ich während des ersten Corona-Lockdowns beschloss, das Thema in Buchform aufzubereiten.

Inhaltlich gliedert sich das geplante Buch in drei Teile: der weitaus größte Abschnitt umfasst die Darstellung des Seesegelns mit seinen zahlreichen Facetten, wie dem Neuaufbau nach 1945, technischen Entwicklungen, Sportgemeinschaften, Regatten, Fahrtensegeln und der Bedeutung des Grenzregimes für den Sport. Daran schließt sich ein relativ kurzer lexikalischer Teil an, der von mir verwendete Begriffe zum Segeln und zur DDR-Geschichte erläutert. Den Abschluss bildet ein Verzeichnis aller für mich identifizierbaren Kielboote, die vom Bund Deutscher Segler (BDS) in seinem Register erfasst wurden. Als Basisdaten stehen hier Segelzeichen, Bootsname, Registerjahr und Sportgemeinschaft zur Verfügung, die ich soweit verfügbar um Informationen zu Bootstyp, Konstrukteur und Werft/Bauort ergänze. Grob über den Daumen gepeilt geht es um etwa 1.100 Einträge.

Nun kostet es durchaus Geld, ein Buchprojekt zu realisieren. Insbesondere wenn es sich wie in diesem Fall um eine eher kleinere Auflage handeln wird und ich zudem Bildmaterial verwenden möchte. Die Kosten beziehen sich nicht auf meine Arbeit, das ist Hobby, sondern auf das Verlegen und den Druck des Buchs. Deswegen war es mir wichtig, einen passenden Verlag zu finden, und das ist nunmehr gelungen. Tim Doherty, Inhaber des Rhema-Verlags, hat bereits aus meiner Dissertation ein schönes Buch gemacht. Und nun ist er bereit, auch meine entstehende Arbeit über das Seesegeln in der DDR zu realisieren.

Der Verkaufspreis des entstehenden Buchs wird sich auch danach richten, in welcher Auflage es gedruckt wird. Ich werde deshalb in den kommenden Wochen eine Subskriptionsliste für Interessenten aufsetzen, Frühbesteller können den Titel dann zu einem ermäßigten Preis erwerben. Wer interessiert ist, kann sich ab sofort bei mir melden oder den für das Buchprojekt angelegten Newsletter abonnieren. Alternativ existiert bei Facebook die Info-Seite Seesegeln in der DDR – Buch.

10 Stimmen

3 Gedanken zu „„Seesegeln in der DDR“ wird ein Buch!“

  1. Hallo,
    ich als „gelernter Ossi“, der bis 2012 einen „Delphin 140“ segelte, interessiere mich für das Segeln in der DDR. Würde auch eventl. ein Buch kaufen. Würde aber nicht verbindlich eins bestellen. Erst wenn ich den Preis kenne, kann ich das tun.
    Ich hatte mehrmals mit dem ZIS Halle zu tun. Der damalige Institutsleiter Prof. Gilde war DDR-Meister im Hochsee-Seglern. Als ich das erfuhr, wunderte ich mich, dass es diese Diziplin in der DDR gab. Als Badeurlauber durfte man nicht einmal mit einer Luftmatraze die Wellen am Strand genießen. Der Strand war Grenzgebiet. Nun weiß ich , wer in der DDR Jagen durfte. Ich weiß, wer einen Garten nahe der Grenze haben durfte. Ich kenne aber auch die Ausnahmen. Am ZIS wurde auch das erste Plastik-Segelboot in der DDR gebaut.

    1. Hallo Herr Glasewald,
      da haben wir ja ähnliche Neigungen, ich bin gelegentlich in einem Delphin 150 unterwegs… 😉
      Die ersten DDR-Meister im Seesegeln aus dem Binnenland dürfen natürlich nicht fehlen, Werner Gilde sowie die Yachten ZIS I und HENRIETTE kommen im Buch selbstredend vor.
      Das Spannungsverhältnis zwischen der ansonsten dichten Grenze und den besonderen Freiheiten der wenige hundert Köpfe zählenden Gruppe der Seesegler hat mich für das Thema interessiert. Wer wie ich aus eigener Erfahrung den Grenzübergang Helmstedt/Marienborn erlebt hat, für den sind die Geschichten der Seesegler zunächst nur schwer zu glauben. Vor allem, wenn man mit der Zeit erfährt, dass es sich größtenteils um keine privilegierten Genossen handelte. Die Prominenz jagte in der Schorfheide oder anderswo. Bei den Seeseglern finden sich dagegen wenig bekannte Namen, vielleicht galt das Hobby als karriereschädlich… Als ich das BDS-Register durchgegangen bin, sagte mir von den Yachteignern jedenfalls nur den Namen Johannes R. Becher etwas.
      Viele Grüße, Rolf Bartusel

    2. Zum Thema Buch: Wer kauft schon gerne die Katze im Sack? Das ist mir klar. Im Moment sind das alles noch Textdateien und digitale Bilder im Computer. Mit dem Verlag werde ich in den kommenden Tagen ein weiteres Gespräch führen, mein persönlicher „Redaktionsschluss“ ist aktuell auf Ende August datiert.
      Nun erreicht man mit dem Thema natürlich keine großen Käufergruppen, obwohl das Interesse bislang durchaus positiv ausfällt. Der Preis für das Buch hängt stark davon ab, wie hoch die Auflage sein wird, und die wiederum orientiert sich am allgemeinen Interesse.
      Ich biete deshalb in der Website einen Newsletter an, an dem sich potentielle Käufer anmelden können. Damit geht man keine Verpflichtung ein, aber ich sehe ungefähr, mit welcher Käufergruppe ungefähr zu rechnen ist. Sobald ich über konkrete Daten verfüge, werden die Abonnenten über den Newsletter informiert.
      Es wird auf jeden Fall eine Subskriptionsliste geben, über die Interessenten das Buch frühzeitig zu einem vergünstigten Preis bestellen können. Aber das wird noch etwas dauern.

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